Okt 20, 2011

3 Jahre vegan

Seit genau drei Jahren lebe ich jetzt vegan. Ich möchte mit diesem Post die Zeit noch einmal Revue passieren lassen und meine Erfahrungen, die ich gesammelt habe, wiedergeben.

Die Anfänge

Ich kann mich noch sehr gut an die Anfangszeit erinnern: Ich bin aus Überzeugung von einem Moment zum nächsten vom Fleischfresser, dem völlig egal war, was er in sich reinstopfte, zum Veganer geworden (die ausführliche Geschichte gibts hier). Am Anfang hatte ich garkeine Ahnung, was ich noch einkaufen konnte, deshalb gabs in dieser Zeit für mich fast nur fertige Fleischalternativen, die es zum Glück bei uns im Tegut gab. Die Einkäufe dauerten ein Vielfaches länger als normal, schließlich mussten von allen Produkten erstmal die Zutatenlisten genau gelesen werden. Ich erinnere mich, dass ich mich sehr oft über Süßigkeiten geärgert habe, die Milchprodukte enthielten obwohl ich das niemals vermutet hätte (z.B. Chips). Genauso oft freute ich mich aber wiederum über Süßigkeiten, die überraschend vegan waren (z.B. Bärentatzen bei Aldi).

Heute

Dieser Reiz des Neuen und Ungewissen ist jetzt natürlich nicht mehr so stark. Meine Einkäufe laufen wieder relativ routiniert ab, allerdings achte ich jetzt nicht mehr nur auf die Zutatenlisten, sondern auch auf Label wie Bio und Fairtrade und kaufe fast keine Fertiggerichte mehr. Außerdem gestatte ich mir zu behaupten, dass ich im Vergleich zu vor drei Jahren wesentlich mitfühlender gegenüber anderen Menschen und Tieren geworden bin.

Völlig zufrieden bin ich mit mir allerdings noch nicht. Gerade beim auswärts essen bin ich manchmal noch nicht 100% konsequent. Ich habe nicht immer Lust, nachzufragen und esse so auch hin und wieder Sachen, die zwar auf den ersten Blick vegan sind, bei denen ich mir aber eigentlich nicht sicher sein kann.

Als kurzes Fazit zu meiner Entscheidung möchte ich ganz klar sagen, dass ich sie nicht eine Sekunde bereut habe und nach wie vor davon überzeugt bin, dass der Veganismus die beste Lebensweise ist, wenn man anderen Lebewesen und der Welt so wenig Schaden wie möglich zufügen möchte!

Gesundheit

Viele, die Angst um ihren leckeren Fleischgenuss haben, behaupten ja, dass Veganismus ungesund ist und der Mensch Fleisch zum Leben braucht. Es gibt bekanntlich jede Menge Studien, die das widerlegen und ich kann auch nur sagen, dass ich mich gesünder und fitter als je zuvor fühle. Ich weiß nicht, ob der Veganismus die gesündeste aller Ernährungen ist, und das ist mir auch egal, denn ich habe erstens meine Entscheidung nicht aus gesundheitlichen, sondern aus ethischen Gründen getroffen und zweitens bin ich mir zu 100% sicher, dass die vegane Ernährung gesünder ist als meine Ernährung vorher und die Ernährung der meisten anderen Menschen!

Zugeben muss ich allerdings, dass ich mich noch nicht habe durchchecken lassen. Ich habe mir aber vorgenommen, demnächst ein großes Blutbild machen zu lassen und werde die Ergebnisse natürlich hier beschreiben. Der allgemeinen Empfehlung, zumindest Vitamin B12, welches nur in tierischen Produkten enthalten ist, zu supplementieren, folge ich selbstverständlich und nehme jeden Tag als Nahrungsergänzung eine Tablette Veg 1, welches speziell für Veganer entwickelt wurde.

Problemfall Schuhe

Vegane Kleidung zu kaufen, ist prinzipiell sehr einfach, weil an allen Kleidungsstücken die verwendeten Materialien ausgezeichnet sind. Anders sieht das leider bei Schuhen aus. Im Einzelhandel hat man keine Chance, zu erkennen, ob Schuhe vegan sind. Und versucht mal, eine/n Verkäufer/in danach zu fragen… Selbst Stoffsneaker könnten mit unveganem Kleber geklebt sein. Wenn man Sport- oder Wanderschuhe oder schlicht für den Winter etwas wasserabweisendes sucht, das nicht aus Leder ist, hat man ganz schlechte Karten. Die einzige Möglichkeit, die man hier hat, ist, sich die Schuhe in Onlineshops, welche vegane Schuhe kennzeichnen oder gar ausschließlich verkaufen, zu bestellen. Man muss so freilich auf das Anprobieren verzichten und muss die Schuhe, falls sie nicht passen oder sie nicht gefallen, mühsam zurückschicken. Da ist es zumindest ein Segen, dass es auch ein paar deutsche Shops gibt, die vegane Schuhe anbieten (Eine gute Übersicht gibts hier).

Militant vs. Fröhlich

Bevor ich Veganer wurde, hatte ich selbst ja bereits Erfahrungen mit militanten Veganern gesammelt und auch von anderen Menschen wurde mir schon von solchen zusammentreffen erzählt. Für die Bewegung finde ich solche Leute ziemlich schädlich, weil sie andere Menschen eher abschrecken als überzeugen. Ausdrücklich nicht meine ich natürlich friedliche Demos, die finde ich sehr gut und wichtig, um andere Menschen auf unsere Ansichten aufmerksam zu machen.

Ich selbst versuche, meinen Veganismus als etwas selbstverständliches zu leben und so zu demonstrieren, dass ein glückliches, veganes Leben einfach und ohne Verzicht möglich ist! Damit hoffe ich, möglichst viele Menschen zu inspirieren.

Das Blogexperiment

Der Gedanke, ein Blog zu haben, entstand schon ziemlich früh. Ich hatte aber lange Zeit Bedenken, regelmäßig etwas schreiben zu können, und letztendlich muss ich sagen, dass sich diese teilweise auch bestätigt haben.

Begonnen habe ich auf Blogspot, fand das aber schnell doof und bin zu Tumblr umgezogen. Das gefiel mir prinzipiell gut, aber als Informatiker will man doch seine eigene Domain haben und das Blog selber hosten. So bin ich dann hier bei WordPress gelandet und soweit auch glücklich damit.

Richtig Fahrt aufgenommen hat mein Blog erst im Oktober letzten Jahres, als ich mein Essenstagebuch meines Urlaubs in Namibia hier eingestellt habe. Der erfolgreichste Beitrag bisher ist mit großem Abstand mein Bericht zur VeggieWorld 2011 in Wiesbaden.

Seitdem habe ich jetzt allerdings wieder ein halbes Jahr Pause gemacht. Ich hatte eine ziemlich schwierige Phase, in der sich mein berufliches und privates Leben komplett verändert hat, da war ans Bloggen überhaupt nicht zu denken. Jetzt habe ich alles so halbwegs überstanden und möchte mich hier auch wieder regelmäßiger zu Wort melden.

Und weiter?

Für mein veganes Leben nehme ich mir vor, noch konsequenter zu werden und auch auswärts genauer hinzuschauen, was ich da zu mir nehme. Außerdem muss ich dringend auch selbstbewusster werden und mich bei anderen Menschen schneller als Veganer zu erkennen geben. Das sollte es leichter machen, Gleichgesinnte zu treffen oder zumindest Diskussionen anzuregen.

Was dieses Blog hier angeht, möchte ich es wieder regelmäßig mit Inhalten füllen. Mir fehlt leider die Zeit, immer so Romane wie diesen hier zu schreiben, aber ich lese unheimlich viel über das Thema und stoße auf viele interessante Links, die ich in Zukunft dann auch hier in Form von Linkbeiträgen teilen werde.

Soweit zu meinem Fazit der vergangenen drei Jahre. Ich bin sehr gespannt darauf, wie sich der Veganismus in den nächsten Jahren entwickeln wird und bin froh, ein Teil dieser Bewegung zu sein. Ich freue mich definitiv auf die nächsten Jahre als Veganer!

Leave a comment