Allgemein
Aug 2, 2010

Spanien: Stierkampfverbot nicht aus Tierschutzgründen

Als letzte Woche die Nachricht verbreitet wurde, dass Katalonien ab 2012 Stierkämpfe verbietet, versetzte dies Tierschützer weltweit zu Recht in Jubelstimmung! Es ist ohne Zweifel ein tolles Signal, welches hoffentlich in Restspanien viele Nachahmer finden wird.

Allerdings verdichten sich die Hinweise darauf, dass der Tierschutz bei diesem Verbot wenn überhaupt nur eine kleine Rolle gespielt hat. Vielmehr sehen sich die Katalonier laut der spanischen Tageszeitung „El Periódico“ gern als unabhängig vom Zentralstaat, und da der Stier als Zeichen der spanischen Herrschaft gelte, sei das Stierkampfverbot als Wink an die Regierung zu verstehen.

Eindeutig für diese These spricht, dass der Stierkampf zwar verboten, aber das traditionelle Stiertreiben in Katalonien weiterhin erlaubt bleibt. Bei diesem werden die Stiere mit brennenden Hörnern durchs Land gejagt und viele erleiden in Todesangst einen Herzstillstand, stürzen sich in den Küstenstädten ins Wasser oder tragen schwere Verletzungen davon.

Unterdessen machen auch die Stierkampfunterstützer in Spanien gegen das ausgesprochene Verbot mobil. Zum einen will die konservative Volkspartei (PP) einen Gesetzesentwurf einreichen, der den Stierkampf zur Staatsangelegenheit macht. Damit dürfte allein der Staat über ein Verbot entscheiden. Als zweite Möglichkeit wird eine Verfassungsklage in Betracht gezogen. Begründung hierfür ist, dass nach Ansicht der Stierkampflobby ein Teil der Bevölkerung von einer uralten Tradition ausgeschlossen werde. Drittens möchte die PP erreichen, dass die UNESCO den Stierkampf zum Weltkulturerbe erklärt.

Es bleibt also spannend. Ich hoffe sehr, dass das Stierkampfverbot bestehen bleibt, und dass die katalonische Regierung das Stiertreiben ebenfalls abschafft! Nur so kann sie beweisen, dass es ihr auch um das Wohlergehen der Tiere geht!

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